Wie ein Fingerzeig um Himmel erhebt sich südwestlich des Marktes Tamsweg am Nordhang des Schwarzenberges die Wallfahrtskirche St. Leonhard. Aus Angst vor den beginnenden Türkeneinfällen hat man sie um 1478 mit einer starken Mauer umgeben. Somit ist sie die einzige Wehrkirche im Land Salzburg. Wann man mit dem Bau des Gotteshauses begonnen hat, ist ungewiss. Jedenfalls konnte am 20. September 1433 der Bischof von Chiemsee und Salzburger Weihbischof Johannes Ebser die Konsekration vornehmen. Der Bischof ist zusammen mit dem Baumeister Peter Harperger in einem Fresko an der nördlichen Chorwand der Kirche verewigt. Ein Unikum für eine gotische Landkirche! Trotz vielfacher Bemühungen ist über das Leben Peter Harpergers kaum etwas bekannt. Mit St. Leonhard bei Tamsweg schuf er jedoch unter dem Einfluss des in Salzburg tätigen Hans von Burghausen eine Variante einer Wandpfeilerkirche, deren Erfindung und Ausführung so hervorragend und richtungweisend sind, dass die künstlerische Herkunft des Salzburger Meisters aus einer der führenden Bauhütten Europas angenommen werden kann. Der 55m hohe, schön proportionierte Turm, das 23m lange vierjochige Kirchenschiff mit dem zweijochigen 3/8-Chor sowie das auf vorgelagerten Diensten ruhende Netzrippengewölbe aus heimischem Tuffstein, warm und honigfarben, machen den Bau zu einem Meisterwerk abendländischer Kultur.
Der bedeutendste Schatz der Kirche sind die 19 Glasfenster aus der Zeit zwischen 1430 und 1450.
Im Goldfenster vermitteln die verschiedenen Gelbtöne und das Blau des Hintegrundes den Betrachter einen Blick in den Himmel. Das Zentrale Bild stellt die göttliche Dreifaltigkeit in der Form des Gnadenstuhls dar: Gott Vater mit dem am Kreuz erhöhten Sohn Gottes und dem Hl. Geist (in der Gestalt der Taube), der von beiden ausgeht und beide miteinander verbindet.
Links und rechts repräsentieren die Apostel Petrus und Paulus die Kirche.
Das Fenster Die Apostelmühle in der rechten Seitenkapelle gleich rechts vom Eingang zeigt eine Zusammenfassung der Heilstaten des Neuen Bundes: Die vier Evangelisten (Mathhäus, Johannes, Lukas und Markus) schütten oben das Korn in die Mühle, deren Rad die 12 Apostel drehen. Unten fangen die vier Kirchenväter (Ambrosius, Gregor, Hieronymus und Augustinus) anstelle des Mehls das Jesuskind in einem Kelch auf.
Das Lebensbaumfenster links vom Eingang erinnert an den Baum der Erkenntnis im Paradies, dessen verlockende Frucht zur Vertreibung des Menschen aus dem Paradies führte. Das Kreuz, als Krönung des Lebensbaumes im obersten Teil des Glasfensters, kehrt den Sündenfall um. Das Erlösungswerk beginnt mit der Verkündigung, die am Fuße des Baumes dargestellt wird. In der Krone des Baumes wird Gott Vater dargestellt, von dem der Geist und das verheißene Kind Jesus ausgehen.
Anmeldung zu einer Kirchenführung: 06474 6870